FW Berlin – (Ir)Relevant?

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Hello (again) Berlin! Was hast du diesmal zu bieten? Gibt es etwas Neues oder ist wieder „business as usual“? Wenn die deutsche Modewelt ein Mal in der Saison zusammenkommt, um die neuesten Kreationen der Designer zu sichten, kommt immer wieder die Frage auf: Ist der ganze Zirkus hier überhaupt noch zeitgemäß und relevant? Oder kann das weg?
autor: KATJA
„HOLD THE DOOOOOR!“
Hier mein Dank an die netten Mitarbeiterinnen der DB. Ohne euch wäre ich vermutlich fluchend von den White Walkers aufgefressen worden. Als ich meinen Giganto-Koffer in Milimeterarbeit durch gefühlt 20 Wagons buxiert hatte, konnte ich mich endlich völlig heiser seuftzend auf einen Platz niederlassen. Hier ließ ich ein Tröpfchen wunderbar kühles Wasser über meine rauhe Kehle rinnen. Trotz regelmäßigem Sport: Ein 400m Sprint mit 25kg Zusatzgepäck und Absätzen über ein U-Bahngleis, zwei Treppen und die komplette Bahnhofshalle war für meinen Hals einfach zu viel.


Mein Look für die
Party des Curvy Magazine

Fröhlich röchelnd faltete ich also meinen Laptop auf und ging nochmal meine Terminplanung für die nächsten Tage durch. Das ist nämlich gar nicht so einfach. Events sind meistens über die ganze Stadt verteilt. Ich übernachte immer bei meiner Trauzeugin in Friedrichshain, im Osten von Berlin. Das E-Werk, die offizielle Mercedez Benz Fashion Week Location für Shows, ist in der Stadtmitte. Die Panorama, größte Modemesse, am Westkreuz, auf der anderen Seite der Stadt. So versuche ich, Events nacheinander zu besuchen, die nahe beieinander liegen. Manch ein Top-Influencer bekommt ein gesponsertes Shuttle mit eigenem Fahrer. Mein Chauffeur heißt „Tageskarte der öffentlichen Verkehrsmittel“ – und das kann auch mal dauern.


Der Hauptgrund
meiner regelmäßigen Fashion Week Trips ist simpel: Sehen und gesehen werden. Als Modedesigner schaue ich mir gern die Kollektionen der anderen Marken an, schaue, welche neuen Brands es gibt und welche Trends sich auf den Laufstegen durchsetzen. Natürlich möchte ich auch meine eigenen Kreationen zeigen! Rote Teppiche (im Falle des MBFW: grauer Teppich) sind hierfür eine super Möglichkeit. Außerdem kann ich so neue Looks für das mableMAG stylen. Jemand, der ein Foto macht, ist immer da! Auf Partys kennt man meistens jemanden, der jemanden kennt, der … naja, du kennst das System. Neue Kontakte knüpfen ist wohl das wichtigste an der Fashion Week. Hier treffe ich auch auf Menschen außerhalb der „Plus Size Blase“. Das ist wahnsinnig wichtig, denn die Plus-Community ist nicht so wahnsinnig groß und es ist immer interessant zu sehen, wie man mein Label außerhalb dieser Gemeinschaft sieht.

Mein Look für die
Show und Aftershowparty
von Kilian Kerner

Viele Events scheinen super exklusiv: Invite Only! Bei den Shows beispielsweise ist das auch tatsächlich so. Ohne Gästelistenplatz – keine Chance. Andere Events lassen jemanden ohne Akkreditierung auch rein, wenn man eine gewisse Followerschaft auf Instagram oder eine schicke Visitenkarte vorzeigen kann. CEO & Chefredakteur darauf drucken zu können, macht viel aus. Es passiert natürlich auch, dass man an der Tür mal abgewiesen wird. Aber mehr als ein „Nein“ kann nicht passieren und die „Ja“s überwiegen tatsächlich.


Diese Saison habe ich mir zwei Shows anschauen können: Kilian Kerner und Lena Hoschek. Vorneweg: Wirklich überraschend waren keine der beiden Kollektionen. Kilian hat für sein Fashion Week Comeback auf politische Statements gesetzt, Lena auf ihre typische figurbetonte, klassische Schnittführung.
Lena Hoschek
Howdy, Cowgirls! Das Western-Thema habe ich nicht nur bei Lena auf dem Catwalk, sondern auch auf der Panorama erspähen können. Cord, Fransen, Rüschen und -immernoch – Karo sind und bleiben Thema. Dazu Boots im Cowboy – Style, gern in knalligen Farben wie gelb. Dazu liebe ich die Faltendetails und ungewöhnlichen Ausschnitte wie hier bei dem Kleid an Franziska Knuppe. Auch in dieser Kollektion finden sich Menswear – Elemente wie steife Krägen, Krawatten, Hosenträger, sogar der gute alte Blaumann kommt in gelbem Cord in neuem Gewand daher.


Kilian Kerner
Zugegeben: Die Fahrradketten um den Hals haben mich etwas irritiert und Crocs finden sich ausschließlich in meinem Garten. Der Gedanke hinter der Kollektion überzeugt mich aber. Die Hoodies und Shirts (übrigens echt bezahlbar) tragen Statements aus derzeit prominenten Themen zu Gleichberechtigung und Vorurteilen. Die Kombi aus Schwarz und Weißtönen wird wohl nie alt, genau so wenig wie klassische Menswear-Elemente und Spitze. Cold Shoulder Cut Outs sind auf jeden Fall auch wieder im Kommen!
Vielfalt ist während dieser Fashionweek zumindest bei diesen beiden Shows definitiv ein Thema. Ob Models verschiedener Hautfarben bei Kilian Kerner oder verschiedene Altersgruppen bei Lena Hoschek – es wird nicht mehr nur auf einen Typ Model gesetzt, wie es noch vor kurzem der Fall war. Mit Mode erreicht man so viele Menschen. Dass Kilian diese Reichweite für politische Statements nutzt, finde ich klasse! Meiner Meinung nach ist in Sachen Vielfalt auf dem Laufsteg aber noch Luft nach oben.

Dieses Mal
habe ich es nur auf die Panorama geschafft und war sowohl positiv, als auch negativ überrascht. Das Gute zuerst: Die Stände der Curvy – Brands sind nicht mehr in einer eigenen Halle „weggesperrt“, sondern mit anderen, ganz unterschiedlichen Marken in einer Halle untergebracht. Özcan Dagdelen, Geschäftsführer von NoSecret, meint im Gespräch: „Bisher hat die Panorama-Leitung das so nicht gewollt, aber das ist genau das, was wir immer wollten.“ Übergrößen-Marken werden nicht mehr als „anders“ eingestuft und in einer (leider oftmals lieblos gestalteten) Halle untergebracht – ein Fortschritt, wie ich finde! Negativ ist mir die allerdings die Zahl der Plusgrößen – Stände aufgefallen. Ich konnte sie an einer Hand abzählen. Einige Labels waren im Booklet als „Übergrößen-Marke“ eingetragen. „Eine dieser Brands hatte genau ein Teil in Übergröße dabei.“, meint Nane von wundercurves.de. Ein bisschen dürftig.

Mein Look für die
PANORAMA Messe



Fashion Week Berlin verliert seit Jahren größere Marken wie beispielsweise Hugo Boss an die Shows in London und Mailand. Was nicht unbedingt schlecht ist. Berlin ist bekant für seine junge, hippe Szene, was mittlerweile auch wieder auf den Laufstegen zu sehen ist. Das „Loch“, das größere Marken hinterlassen haben, wir von neuen, frischen Brands gefüllt, die „Kommerzialität“ nicht als ersten Aspekt in ihrer Agenda haben. So sieht man immer wieder Frischfleisch auf den Catwalk, wie dieses mal Amesh Wijesekera.
Auch in Sachen „Curvy“ tut sich in den letzten Jahren mal etwas mehr, mal weniger.
Auf dem Launch Event von Sheego und Miyabi Kawai konnte ich mehr Style und Diversität vor der Fotowand sehen, als auf den Laufstegen der Shows! Dieses Jahr wurde Curvy Supermodel Gewinnerin Hanna Wilperath für die prestigeträchtige Maybelline – Show zusammen mit Adriana Lima und Nicole Scherzinger angeheuert, in dem ganz normalen Line-up. Nicht explizit als Curvy – Model, mit dem Fingerzeig darauf „Schaut, wie divers wir sind“, sondern ohne viel Tam-Tam auf der gleichen Stufe, wie alle anderen Models auch.

Mein Look für den
Sheego x Miyabi Kawai Launch
Einen anderen Look mit dem Mantel gibt es übrigens HIER.
Zusammen mit Sängerin Alina, Model Selin und Bloggerin Sarah Ophelia

Das ist für mich die Zukunft. Auch auf dem Laufsteg einen Querschnitt der realen Welt zu haben, nicht nur einen Figurtyp, eine Ethnizität, eine Altersgruppe, ein Körperbild, ein Schönheitsideal, sondern viele. So viele, wie möglich.

Designerin und Stylistin bei mable. Ich liebe es, ausgefallene Teile mit tollen Basics zu kombinieren und damit einen ganz eigenen Look zu schaffen.
In meiner Freizeit lese ich wahnsinnig gerne, backe und koche viel und suche online nach den neuesten Schuhtrends!